Die Arbeit als Bestatter: „Normal ist der Tod trotzdem nicht“

Vera Kraft

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Dorina Spannenberger lernt als Auszubildende zur Bestatterin, wie man einen Sarg angemessen vorbereitet. (© Karl-Josef Hildenbrand/dpa-tmn)

Bestatter sind täglich mit dem Tod konfrontiert. Alltag wird der Umgang mit Verstorbenen dennoch nicht. Die meisten Auszubildenden wissen aber, worauf sie sich einlassen.

Gerade jüngere Menschen haben oft eher wenige Berührungspunkte mit dem Thema Sterben. Für Dorina Spannenberger war das kein Grund, sich nicht beruflich damit auseinandersetzen: „Der Tod gehört zum Leben dazu. Wir haben einen Anfang - den begleitet die Hebamme - und ein Ende. Das begleitet der Bestatter", sagt sie. In ihrer Ausbildung zur Bestattungsfachkraft kümmert sich die 33-Jährige nicht nur um die lebenden, sondern auch die verstorbenen Menschen.

Trotz genormter handwerklicher Abläufe ist es keine Routinearbeit, sagt Spannenberger: „Jede Beerdigung und jede Trauerfeier sind individuell und einzigartig." Nach ihrer Ausbildung zur Konditoreifachverkäuferin hat Spannenberger verschiedene soziale Praktika gemacht - zuletzt in dem Bestattungsunternehmen „Trostschmiede" in Kaufbeuren, wo sie nun den praktischen Teil ihrer Ausbildung absolviert.

Wissen, worauf man sich einlässt

Angefangen hat sie mit Büroarbeit, später durfte sie zu den Abholungen in Krankenhäusern und Altenheimen mitfahren. Nach etwa zwei Monaten passierte ein tragischer Unfall, bei dem ein kleines Mädchen ums Leben kam. „Wir haben rund 90 Stunden bei der Familie verbracht", sagt Spannenberger. „Diese Situation hat mir gezeigt: Ich kann das. Ich kann diesen Menschen helfen."

„Die meisten, die diese Ausbildung anfangen, wissen worauf sie sich einlassen", sagt Klaus Werner, der die künftigen Bestattungsfachkräfte an der Berufsschule Bad Kissingen betreut. Die Abbruchquote sei recht gering: Von etwa 130 Azubis, die jedes Jahr in Bad Kissingen starten, hören sechs bis acht wieder auf.

Unausgesprochenes hören und verstehen

Formale Mindestvoraussetzung für die Ausbildung, die in der Regel drei Jahre dauert, ist der Hauptschulabschluss. Doch auch zwischenmenschliche Kompetenzen wie Einfühlungsvermögen für die besondere Situation von Trauernden sind wichtig, sagt Elke Herrnberger vom Bundesverband Deutscher Bestatter (BDB).

Empathie findet auch Spannenberger entscheidend: „Es ist wichtig, zu hören, was die Leute sagen und auch, was sie nicht sagen. Genau das macht es oft aus." Zu der theoretischen Ausbildung an der Berufsschule gehören deshalb nicht nur der kaufmännisch-verwaltende Bereich und Rechtskenntnisse, sondern unter anderem auch Friedhofskunde sowie fachbezogener Religions- und Ethikunterricht und Trauerpsychologie, erklärt Werner. Die Azubis lernen an der Schule zudem alles Wichtige über die Gestaltung von Trauerfeiern.

Den praktischen Teil lernen die Auszubildenden im Betrieb und im Bundesausbildungszentrum der Bestatter in Münnerstadt. Dort gibt es sogar einen Lehrfriedhof, auf dem die Schüler üben, wie man ein Grab richtig aushebt. „Das hat viel mit Rechnen, aber auch mit Recht zu tun", sagt Spannenberger.

Der Verstorbene hat gelächelt

Auch die hygienische Versorgung der Leichname ist Teil der Ausbildung. Diese Versorgung ist durch ein spezielles Regelwerk genormt. Das schreibt Bestattern genau vor, wie Verstorbene zu waschen und zu desinfizieren sind.

Für Dorina Spannenberger ist das keine rein handwerkliche Tätigkeit: „Es ist einem schon bewusst, dass da ein Mensch liegt. Ich habe aber auch schnell gemerkt, da ist niemand mehr da. Es ist eine menschliche Hülle." Berührungsängste hatte sie jedoch keine: „Der erste Verstorbenen, den ich gesehen habe, hat tatsächlich gelächelt. Es war ganz ruhig und friedlich."

Laut Spannenberger ist es wichtig, dass auch die Betriebe darauf achten, was sie ihren Azubis zutrauen können. Sie sehe sich mittlerweile als reflektiert und akzeptiere den „Fluss des Lebens", aber: „Normal ist der Tod trotzdem nicht." Es sei immer wieder ein schwieriges Thema.

Meisterlich geprüfte Verantwortung

Der BDB sieht die Komplexität und die Herausforderungen, die mit diesem Beruf einhergehen. Bestatter seien gleichzeitig Handwerker, Berater, Seelsorger, Unternehmer, Ausbilder und Dienstleister und tragen daher enorme Verantwortung. Der Berufsverband würde es bevorzugen, wenn die Branche nicht zulassungsfreies Gewerk bleibt, sondern eine Meisterpflicht bekommt. Das würde die Qualität und die Transparenz im Bestattungsgewerbe steigern.

Auch Spannenberger möchte nach ihrer Ausbildung noch einen Meister machen. Das Fachwissen sei bei diesem facettenreichen Beruf wichtig. Es sei aber auch ein Beruf, den man nur mit Überzeugung machen könne. „Es ist einfach eine unglaublich sinnvolle Arbeit. Wenn man diesen Beruf gut macht, kann man Leben verändern und Menschen helfen."

Eine Altersbeschränkung gibt es für die Ausbildung nicht. Laut BDB sind die Azubis zwischen 15 und 53 Jahren alt. Die Vergütung während der Ausbildung bewegt sich am unteren Ende der Skala. Sie beträgt im ersten Lehrjahr 500 Euro und steigt in den zwei folgenden Jahren um jeweils 100 Euro an.

Das durchschnittliche Gehalt für ausgebildete Bestattungsfachkräfte variiert je nach Größe des Betriebes stark, erklärt Elke Herrnberger vom BDB. Auch die weitere Fortbildung spiele dabei eine Rolle.